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Geschichtlicher Ursprung des Gloggabender

1. Variation

"Gloggabender" diesen Ortsnecknamen verdanken die Ulmer den Schmiede- und Schlossermeistern:

Als die große Münsterglocke einen Sprung bekam, banden die Schlosser und Schmiede die Glocke kurzerhand mit einem Eisenring zusammen. Die Ulmer hängten sie wieder in den Münsterturm. Aber die Glocke klang jetzt dünn und leer. Sie hatte nichts mehr von ihrem früheren vollen Klang.

Die Ulmer hießen seitdem bei ihren Nachbarn "Gloggabender". Dieser Spottname hat sich für die Ulmer bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehalten.

 

2. Variation

Warum nennt man die Ulmer "Gloggenbinder" heißt? Diese Frage wirft die Be-schreibung des Oberamts Ulm, erster Band aus dem Jahr 1897 auf und verweist als Erklärung auf A. Birlinger (B.U.23) "Ulmer Streiche und Geschichten", Fasnacht 1883, "Die zersprungenen Glocke".

 

Die schon am Anfang erwähnte Überlieferung wurde aus der "Schwäbischen Donau-zeitung" vom 6. Mai 1961 entnommen. Darin wurde der Spottname

"Glocke'Bender" ebenfalls näher erläutert.

 

Bei beiden Darstellungen handelt es sich um die Betstundglocke. Von ihr berichtet schon "Elias Frick" 1731 in seiner Beschreibung des Münsters. "Sie ist vorbemelte Fürstenglocke (1454) / welche Anno 1678 gesprungen / von Leonhard und Peter Ernsten Gebrüder / umgegossen worden". Zuvor war der Versuch unternommen worden, den Sprung mit einem Eisenring zu beheben. Aber der Klang war nach der Reparatur stark beeinträchtigt.

3. Variation

Auf der anderen Seite ist da auch noch die Schwörglocke von 1450. Sie weist heute noch einen mit Eisenbandagen gebundenen Sprung am oberen Rand auf.

Wie es zu diesem Sprung kam, ist bis heute ungeklärt. Die Stadtführerin Frau Metz kann aus einer mündlich überlieferten Sage berichten:

 

" An einem Schwörmontag, vor vielen hundert Jahren, hat ein Ulmer Bürgermeister wie gewohnt seine Eidesformel verlesen. Da bekam die Schwörglocke plötzlich unter großem Getöse einen Sprung. Der ganze Magistrat war darüber sehr bestürzt. Es bestand die Gefahr, dass der ansonsten eigentlich beliebte Bürgermeister seinen Eid gebrochen hatte. Dadurch wäre die Glocke dann ge-sprungen. So beschloss man, die Sache zu vertuschen. In aller Eile wurden die Schlosser- und Schmiedemeister der Stadt zusammengerufen, um zu beratschlagen, was denn nun zu tun sei. Man beschloss nun, im Magistrat die Angelegenheit so geheim wie möglich zu bereinigen. Die Glocke wurde am gesprungenen oberen Rand gebunden."

 

Auch Hugo Moser nennt im "Schwäbischen Volkshumor 1981" nur diese Sage in Bezug auf den "Gloggabender".

 

Maskentyp und Häs

Die Darstellung des "Gloggabender" ist als rein fasnachtliche Deutung des alten Necknamens zu verstehen, ohne direkte Bezugnahme auf den Handwerksbegriff.

 

Die Maske ist handgeschnitzt. Sie zeigt ein verschmitztes, lachendes Gesicht, das in einem warmen, hellen Braunton gehalten ist. Die leicht gerötete Nase und die rötlichen Wangen sollen zeigen, wie sehr man früher wohl über den Handwerksstreich der Ulmer gelacht hat.

 

Das Blätzleshäs besteht aus einer Jacke, einer Hose, der Maskenhaube, einem Kragen und einem Glockengurt.

 

Die Farben der Blätzle sind schwarz / weiß für die Stadt Ulm, rot / weiß  für die freie Reichsstadt und die Stauferfarben gelb / schwarz. Zusätzlich ist am rechten Ärmel das Zunftemblem und am linken Ärmel die Laufnummer angenäht.

 

Der Kragen besteht aus 6 weißen und 6 schwarzen abwechselnd aneinander genähten großen Blätzle. Dadurch wird noch einmal extra auf die Stadtfarben hingewiesen. An jedem Blätzle hängt ein kleines Glöckchen.

 

Um den Hals wird die eigene Taufglocke getragen.

 

Der braune Ledergürtel läuft nach vorne breiter zu, so dass er wie eine Schürze aussieht. Rechts und links hängen jeweils 3 kleine Glocken und in der Mitte eine große. Der Gürtel stellt eine Schmiedeschürze dar. Deshalb hängt rechts an ihm ein kleiner Lederbeutel, der dem Schmied als Vesper- oder Werkzeugbeutel gedient hat. Heute ist er für das Konfetti oder die Bonbons da.

 

Zuletzt gehören zum Häs noch braune Handschuhe und braune Schuhe dazu.

 



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